Ursprünge & Anfänge
von Aschkenas

300-1000:
Jüdische Besiedlungen am Rhein

Rhein
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Tabula Peutingeriana mit römischen Straßennetz, Abschnitt mit Köln, Public Domain Wikimedia

Vor 1700 Jahren wurde erstmals jüdisches Leben am Rhein dokumentiert: Im römischen Köln. 

Lange bevor von einem Staatengebilde Deutschland die Rede sein konnte.

„Aschkenas“ bezeichnet nach der rabbinischen Literatur des Mittelalters, die jüdisch bewohnten Regionen nördlich der Alpen, besonders entlang des Rheins. Die hier beheimatete jüdische Kultur ist prägte das mitteleuropäische Leben.

 

Herleitung aus der Thora

Deutung in der rabbinischen Literatur

Aschkenas war ein Sohn des Gomer, eines Nachfahre Noahs
„Die Söhne Gomers sind Aschkenas, Rifat und Togarma.“ (Gen. 10,3)

Aschkenas war eines der Königreiche im Norden
„Ararat, Minni und Aschkenas“ (Jer. 51,27f)

Aus Gomer, wurde Germamia, bezogen auf die kleinasiatische Stadt Germanikeia.

Die einstige römische Provinz Germania, welche im Norden des Reiches zu finden war, wurde als „Königreich im Norden“ und „Aschkenas „erkannt“ und fortan so bezeichnet.

Datierung

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland geht als Datierung auf das am 11. Dezember 321 erlassene Edikt des römischen Kaisers Konstantin zurück. Es erlaubt dem Stadtrat von Köln, Juden für den Magistratsarbeit zu verpflichten.

Diese Quelle belegt damit, dass es bereits zu Beginn des 4. Jahrhunderts eine bedeutende jüdische Gemeinde im spätantiken römisch verwalteten Köln gegeben haben muss. Da liegt der Schluss nahe, dass es sich hierbei auch um die vermutlich älteste jüdisch-aschkenasische Gemeinde handelt.

Wiegen Aschkenasischer Kultur

In den Metropolen des frühmittelalterlichen Europas entstanden bedeutsame jüdische Gemeinden die unter dem Kürzel SCHuM-Städte zusammengefasst werden: Das Akronym steht für die drei mittelalterliche Städte Mainz, Speyer und Worms, welche alle über bedeutende jüdische Gemeinden verfügten, die zwischen 800 – 1100 entstanden. Die jüdischen Stätten in den SCHuM-Städten wurden 2021 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Speyer 1550

Speyer
Das „SCH“ entlehnt sich dem hebräischen Anfangsbuchstaben der jüdischen Gemeinde in Speyer, genannt „SCHpira

Die jüdische Gemeinde in Speyer entstand gegen Ende des 11. Jahrhunderts. Auf Wirken Bischofs Rüdiger Huzmann (auch Huozmann) und mit ausdrücklicher Billigung Heinrich IV. nahm Speyer im Jahre 1084 eine größere Anzahl Jüdinnen und Juden auf, die aus Mainz und anderen rheinischen Städten abwanderten bzw. abgeworben wurden. 

Der Familienname Schapiro oder Schapura erinnert heute noch an die Herkunft aus Speyer.

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Synagoge zu Worms, © Tikvah Institut

Worms
Das „U“ von SCHuM entstammt dem Anfangsbuchstaben des Namens Warmaisa für Worms. Im hebräischen Alphabeth „Waw“, latinisiert ein „U“.

Die jüdische Gemeinde in Worms entstand im 9. Jahrhundert, als jüdische Familien und Händler zuzogen. Das Gebiet sollte nach dem Bestreben der damaligen Herrscher urbanisiert werden. Die älteste Quelle über jüdisches Leben in Worm ist die Bauinschrift der Synagoge Worms. Sie stammt aus dem Jahr 1034. Diese ist zudem die älteste erhaltene Bauinschrift einer Synagoge nördlich der Alpen überhaupt.

Neue Synagoge Mainz

Mainz
Das „M“ in SCHuM steht für den Anfangsbuchstaben der Stadt Mainz, im hebräischen Magenza.

Die jüdische Gemeinde in Mainz existierte vermutlich schon zur Zeit der Römer, also vor dem 5. Jahrhundert. Als Indiz hierfür wird die für die damalige Zeit außergewöhnlich große Bedeutung von Mainz als Handelsstadt hervorgehoben. Der erste sichere Nachweis einer jüdischen Gemeinde stammt jedoch aus einer Überlieferung rabbinischer Rechtsgutachten aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts.