Tagung
RÜCKKEHR NACH ASCHKENAS
29. & 30. Mai 2022
Schumannstr. 8 – Berlin
Öffentliche wissenschaftliche Tagung im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
Rückkehr nach Aschkenas
Juden vom Mars und Deutsche aus Russland:
Die Rekonstruktion einer Fehleinschätzung
Nach dem Mauerfall hat Deutschland Juden und Jüdinnen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die Umsiedlung ermöglicht, um jüdisches Leben in Deutschland wiederaufzubauen. Unsere Tagung hatte das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich machen, um ein tieferes Verständnis für das heutige jüdische Leben in Deutschland zu schaffen.
Mit der Einwanderung jüdischer Kontingentflüchtlinge nach Deutschland schließt sich ein Kreis: Sie kamen zurück in die deutschsprachigen Regionen, aus denen viele ihrer Vorfahren vor langer Zeit während und nach den Pogromen der Kreuzzüge und der großen Pest geflohen und ausgewandert waren.
„Aschkenas“ steht bei den jüdischen Gelehrten des Hochmittelalters für die deutschen Lande, dem ersten Siedlungsgebiet von Juden in Nordwesteuropa, zwischen Köln, Metz und Regensburg, vor allem an den Ufern des Rheins. Im Laufe von Jahrhunderten, die oft von Verfolgung und Vertreibung geprägt waren, siedelte sich die Mehrheit der aschkenasischen Juden und Jüdinnen in Osteuropa an. Dort wurden sie im 20. Jahrhundert zum großen Teil im Zuge der Shoah von Deutschen ermordet.
Im Rahmen der Tagung blickten wir zurück auf die lange und komplexe Geschichte von Aschkenas: Auch die hier zu Lande wenig bekannten historischen Zusammenhänge wie die antijüdische Repression im Zarenreich und später der Sowjetunion, sowie kulturelle und sprachliche Verbindungen zu Deutschland konnten auf der Veranstaltung gemeinsam entdeckt werden.
Beide Aspekte wurden gemeinsam mit der Erinnerung und Einordnung der Aufnahme der rund 200.000 Jüdinnen und Juden seit 1991 aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion einem breiten Publikum nahegebracht.
Im Gegensatz zu den „russlanddeutschen“ Spätaussiedler:innen wurde den sogenannten Kontingentflüchtlingen keine Staatsangehörigkeit gewährt. Die Beiträge der Tagung und nicht zuletzt die Podiumsdiskussionen hinterfragten diese folgenschwere Ungleichbehandlung in Bezug auf Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sowie in der Sozial- und Rentenversicherung und gaben Impulse für die Diskussion aus historischer Perspektive, die für eine Neubewertung grundlegend sind.
Zudem galt es, die Geschichte des aschkenasischen Judentums auch als ein Teil der deutschen Kulturgeschichte wiederzuentdecken, ohne sie für Deutschland zu vereinnahmen.
Eine Veranstaltung von
Medienpartner:in
In Kooperation mit